Über das Verschwinden

Metallboot, Beton, Holz (2002)
240 x 460 x 158 cm

Nach dem Film „Dead Man“ von Jim Jarmusch.

„Ein altes Boot navigiert. Statt eines Ruderers trägt es einen Bunker aus Beton, gerade groß genug für eine Person. In Dimensionen und Faktur erinnert dieser Bunker beklemmend an einen Krieger, der in einer Art Rüstung steckt. Statt des Gesichts sieht man nur einen Augenschlitz. Zugleich lassen das Boot, das ihn trägt, und sein Ruder aber auch an einen Fährmann denken. Das ist ganz im Sinne des Künstlers, der in einer Beschreibung seines Werks an den antiken Mythos erinnert, in dem Charon die Toten über den Styx rudert, um sie vom Diesseits ins Jenseits zu bringen. Dass der Tod in gewisser Weise gewaltsam jedes Leben abschneidet, dafür steht das Furcht erregende Bild des Bunkers, der die Wirklichkeit des zweiten Weltkriegs ins Gedächtnis ruft. Und mit ihm die Bunkeranlagen an der Atlantikküste, über die Paul Virilio geschrieben hat. Der französische Philosoph sah den Tod, den sie abwehren sollten, bereits ihrer Architektur eingeschrieben. Morlocks widersprüchliches, metonymisches Werk hebt beides in sich auf: das Bild des fließenden, vitalen und beweglichen Lebens und die Starre und Kälte des unausweichlichen und unvermeidlichen Todes. Gerade das Letztere macht es zu einem ebenso paradoxen wie bezwingenden Plädoyer für das Leben.“

Auszüge aus dem Text „Über das Verschwinden“ von Michael Stoeber