Prolog

1974 in Pforzheim geboren. 1998-2004 Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Lebt und arbeitet in Mannheim.

 

 

Passend ohne Pläne. Als ich ein kleiner Junge war, hat mein Vater einmal einen Tisch in Auftrag gegeben. Der sollte passend für eine Lücke in unserem Zuhause maßgefertigt werden. Als wir ihn abholen wollten, war der Tisch jedoch zehn Zentimeter größer als bestellt. Der Schreiner antwortete auf den Einwand meines Vaters, dass der Tisch ihm zwar sehr gut gefallen würde, aber doch zu groß sei, ein so schönes Brett, wie es das verwendete wäre, hätte er unmöglich zurechtschneiden können. Am Ende gingen wir mit zwei Tischen im Gepäck nach Hause. So handhabe ich es bis heute. Ich mache keine Pläne. Das Material gibt den Weg vor.

Wie alles begann. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann erinnere ich mich vor allem an die Holzwerkstatt in meiner Freiburger Schule. In meinen Zeugnissen stand regelmäßig, dass man einfach kein Urteil abgeben könne, weil ich schlichtweg nicht anwesend war. Dafür war ich in den Ferien der fleißigste Schüler und verbrachte meine gesamte Freizeit in der Holzwerkstatt und den Malräumen – die schloss mir der Hausmeister auf Geheiß einer mir zugeneigten Kunstlehrerin eigens auf.

Vom Handwerk … Nach der Schule habe ich eine Steinbildhauerlehre in Freiburg gemacht. Dort habe ich gelernt, was es heißt, Dinge zu Ende zu bringen und wie wichtig eine gewisse Stetigkeit ist. Trotzdem habe ich am ersten Tag in der Berufsschule wieder auf dem Absatz kehrtgemacht und bin nur zur Gesellenprüfung noch einmal hingegangen. In der Werkstatt und auf den Baustellen – das waren vornehmlich Kirchen im Schwarzwald, an denen wir Restaurierungsarbeiten durchgeführt haben – dort konnte ich das machen und lernen, was ich wirklich wollte. Ab dem zweiten Lehrjahr habe ich so schon selbst Baustellen geleitet und neu eingestellte Gesellen eingearbeitet.  

... zur Kunst. In der Nähe von Kassel wohnte ein Großonkel von mir, der war von Berufswegen Architekt, hatte sich aber ganz der Kunst verschrieben. Er war Sammler, förderte Nachwuchskünstler und ließ diese auch bei sich wohnen. Das hat mich fasziniert. Nach Ausbildung und Zivildienst, das stand immer für mich fest, wollte ich selbst Kunst studieren. 

Zurückziehen. Künstler werden. An die Akademie nach Karlsruhe haben mich die toll ausgestatteten Werkstätten für Bildhauer und vor allem der Bildhauer-Garten gezogen. Der lag ein wenig abgeschieden und ich konnte dort in Ruhe eine Vorstellung davon entwickeln, wie ich an die Kunst herangehen möchte. An anderen Hochschulen ging es mir schon viel zu früh um das Image des Künstlers und die Vermarktung. Damit habe ich mich dann später beschäftigt, als ich ein Stipendium der Rotary-Clubs in Essen bekommen habe. Dort stellte ich fest, dass es mir auch Spaß macht, über meine Arbeiten zu sprechen, Geschichten zu erzählen und mich und mein Werk zu verkaufen.

Vorankommen. Künstler sein. Ich bin damals zu Beginn meiner Akademiezeit mit einem Traktor, dem Ackerschlepper, von Freiburg nach Karlsruhe gefahren und habe zwei Quadratmeter in Beton abgegossene Ackerscholle mitgebracht. Die Hochschule wollte ich dann ganz fürstlich mit einer selbstgebauten Reisekutsche verlassen. Ich bin dann aber zunächst für mein Stipendium in Essen aufs schnittigere Mofa umgestiegen, bevor ich mich später noch einmal ausführlicher den Kutschen gewidmet habe. Bewegung ist ein Leitmotiv. In der Kunst habe ich einen Rahmen gesucht, der abwechslungsreich und vielschichtig ist. Mir war immer klar, dass ich nicht nur an einem Ort, in einem festen Atelier arbeiten möchte, sondern mein Schaffen immer im Wandel ist.

In Bewegung. Kunst im Kontext. Nach ein paar Jahren hatte ich den Drang, den klassischen Ausstellungsraum zu verlassen. Ich wollte nicht mit meinen Arbeiten von Ausstellungsort zu Ausstellungsort tingeln. Solche Ausstellungen sind super, aber es ist auch eine Parallelwelt, in der man immer dasselbe Publikum erreicht. Ich will mit der Kunst in die Gesellschaft rein, so kam ich dann auf die Idee, das Einraumhaus mitten in der Stadt zu platzieren und mich damit förmlich den Leuten in den Weg zu stellen. Von Mannheim aus ging das Einraumhaus auf Reise in verschiedene Städte im In- und Ausland. Dies war der Beginn einer neuen Phase, mein Kunstbegriff hat sich seitdem kontinuierlich erweitert.

Wenn Orte wachsen. Seit 2009 hat sich das Einraumhaus als feste Institution in Mannheim etabliert. Etwas größer als sein reisender Vorgänger steht es nun am Neuen Messplatz. Über die Jahre haben Myriam Holme und ich hier etwas aufgebaut, das unserer Vorstellung von einem Ort für die Kunst entspricht. Wir wollten keinen leeren Raum mieten und Künstler einladen, um dort Ausstellungen zu machen. Es geht uns darum, regelmäßig Menschen einzuladen, damit sie hier vor Ort experimentieren. Für mich rückt der Prozess immer mehr in den Fokus; du lernst viel mehr, wenn du siehst, wie etwas entsteht. Mit barac – Kunst/Labor/Soziales haben wir diese Idee noch einmal zugespitzt.

Ankommen im Vorübergehenden. Ich mag es, Orte zu schaffen, an denen sich Menschen aufhalten und etwas gemeinsam tun. Sei es das Einraumhaus, der (Wieder-)Aufbau der Nissenhütte im Taylor-Park, wo sich nun Jugendliche abends treffen, der Aufbau einer Architektur bei meiner Ausstellung im Port 25 mit Geflüchteten oder zuletzt barac als künstlerischer und inklusiver Ort, an dem ein ständiges Kommen und Gehen herrscht. 

Mit anderen. Ich habe schon immer gerne mit anderen zusammengearbeitet, Sachen angezettelt und Leute aus verschiedensten Bereichen miteinbezogen. Mit dem Einraumhaus und auf den Konversionsflächen haben wir auch immer Künstlerinnen und Künstler nach Mannheim geholt, die wir selbst spannend finden und die hier vor Ort einen Beitrag leisten können. Auch für meine eigenen Arbeiten gilt: Ich muss nicht immer alles selbst machen. 

Mit dem, was vorhanden ist. Viele Arbeiten haben einen starken Bezug zum Handwerk und zur Architektur. Baumaterialien wie Beton oder auch Holz kommen zum Beispiel immer wieder vor. Das liegt aber auch daran, dass ich schon immer wenig gekauft habe. Ich mag es, Dinge wiederzuverwenden, ich mag den Nachhaltigkeitsgedanken, finde jedoch auch, dass diese Materialien eine andere Aura haben. Und ich finde es spannend, meine Materialien aufzustöbern. Dieses Stöbern geht immer weiter… 

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