la moule

La Bande a Bonnot ( Al Capone ) – 3-teilig, Metall, Lack, Papier, Rahmen
137 x 25 x 20 cm, Rahmen 42 x 32 cm
Landru ( Al Capone ) – 3-teilig, Metall, Lack, Papier, Rahmen
131 x 20 x 25 cm, Rahmen 42 x 32
Louis Mandrin ( Al Capone ) – 3-teilig, Metall, Lack, Papier, Rahmen
132 x 39 x 18 cm, Rahmen 42 x 32 cm

Gemälde und Fotografien von Verbrechern dienten als Vorlage für die Kutschenportraits der Serie „La moule“ (2009). Zusammen mit ihren Biografien werden als Sympathieträger in die Geschichte eingegangene Verbrecher dem Schreckensverbrecher Al Capone gegenübergestellt. Die Gangster werden in Form von Kutschen, die ihren Silhouetten nachgebildet sind, präsentiert.  

„Mit diesem Auflagenobjekt von dem es drei Stück gibt, bezieht sich Philipp Morlock auf eine Arbeit von Marcel Broodthaers, die im Jahr 1974, in Morlocks Geburtsjahr, entstand. Ähnlich den Hemdfahnen im Treppenhaus bestand Broodthaers Schrift-Bild-Werk aus neun Leinwänden, die allesamt mit dem Schriftzug Al Capone bedruckt waren, unter dem sich je ein weiterer Name eines legendären Verbrechers befand;  wie Louis Mandrin, Landru oder Schinderhannes. Allesamt sind sie durch literarische Legendenbildung in die Kulturgeschichte als Protagonisten einer gesellschaftlichen subversiven Tradition eingegangen. Sie sind damit zugleich Stellvertreter einer Subkultur des Verbrechens und deren Geschichtsschreibung. Aus diesem Grund betitelte Broodthaers die Arbeit auch mit Culture Internationale (Al Capone). Louis Mandrin etwa, galt als der Robin Hood des 18. Jahrhunderts.  (...)

Philipp Morlock hat mit seinen Kutschen im Treppenhaus ebenfalls diese Rebellen aufgegriffen. Jedes Kutschdach ist der Frisur oder die Deichsel dem Bart jener Verbrecher nachempfunden, deren Konterfeis er im Internet gefunden hat. Doch anstelle des Herzens, hat Philipp Morlock jetzt 2009 ein Brandloch ins mittlere Hemd gesetzt und zudem davor einen leeren Sockel gestellt. Es scheit als wolle er eine Verschärfung der Arbeit von Broodthaers erreichen. Das ironisch romantische Herz ist einem Loch gewichen, durch das man selbst auf einen leeren Sockel schauen kann. Es scheint als wolle er hier die Frage nach Kultur und Gegenkultur noch einmal ganz anders stellen. Wertfreier vielleicht, nicht einfach durch einen gesellschaftlichen Common-Sense definiert, sondern durch persönliche individuelle Auseinandersetzung.“

Aus der Eröffnungsrede von Sören Schmeling anlässlich der Ausstellung im Kunstverein Schallstadt