Wandermönche

Ohne Titel (Wandermönch ‘Pretty Boy’ Floyd) – Metall, Lack, Papier, Rahmen 108 x 140 x 49 cm, Rahmen 74 x 54 cm
Ohne Titel (Wandermönch John Dillinger) – Metall, Lack, Papier, Rahmen 133 x 143 x 30 cm, Rahmen 74 x 54 cm
Ohne Titel (Wandermönch George ‘Machine Gun’ Kelly Barnes) – Metall, Lack, Papier, Rahmen 114 x 121 x 36 cm, Rahmen 74 x 54 cm

„Auch inhaltlich wagt er vorderhand Brüche, zeigt er uns doch befremdlicherweise Mönche zusammen mit Banditen, Gangstern und Ganoven.

Zudem begeht Philipp Morlock ein Verbrechen an liebgewonnenen Traditionen, indem er seine Plastiken zum Teil wieder dezidiert auf Sockel stellt und damit die seit Rodin nun fast selbstverständlich gewordene sockelose Präsentation moderner Plastik neu befragt.

Dabei führt er den Sockel aber nicht in seiner ursprünglichen Weise als reine Präsentationsplattform wieder ein, der eigentlich nur die Funktion eines Rahmens für das Werk hatte. Vielmehr ist der Tisch, als Möbelstück, an dem geistig gearbeitet, aber auch verwaltet und regiert wird, bewusst als Unterbau, ja Charakterträger für seine – in diesem Fall –  Mönchskulpturen gewählt.

Es waren Mönche, die an Tischen Schriften lasen und kopierten, forschten und experimentierten wie etwa Berthold Schwarz, dem Philipp Morlock hier eine Monumental-Plastik im hinteren Raum gewidmet hat.

Also jenem Freiburger Franziskanermönch und Alchimisten, der der Legende nach 1353 das Schwarzpulver in Europa entdeckte (in China war es ja bereits schon mehrere hundert Jahre zuvor bekannt), eine bahnbrechende, zugleich aber auch höchst ambivalente Entdeckung.

(...)

Zudem aber sind alle Bildwerke Philipp Morlocks auf ihre Art mobil. Selbst die gewichtigen Mönch-Kutschen sind mit ihren Rädern beweglich, bereit vom Tisch hinab in den Umraum zu rollen, und damit zu leibhaftigen Wandermönchen zu werden. Sozusagen um die Tischpredigt gegen eine Wanderpredigt zu tauschen. Eine Freiheit für die die einstigen Wanderprediger oft von ihren in Klausur befindlichen Mönchen beneidet aber auch belächelt wurden.

Zusätzlich stehen die Wandermönche auf Möbeln, und Mobiliar trägt ja bereits Mobilität im Sinne beweglicher Güter durch seine Wortherkunft in sich.

Die drei schwarzen, fast stehlenhaften Räuber-Kutschen besitzen sogar eine Deichsel, mit der man sie hinter sich her ziehen könnte.“

Aus der Eröffnungsrede von Sören Schmeling anlässlich der Ausstellung im Kunstverein Schallstadt

 

Ohne Titel (Wandermönch 2009) – Metall, Ölfarbe
475 x 253 x 174 cm
Ohne Titel (Wandermönch) – Holz, Metall, Beize, Ölfarbe
350 x 184 x 114 cm